In der Schwangerschaft ist die richtige Ernährung das A und O. Ein Baby kann sich nur gesund entwickeln, wenn die werdende Mutter ihren Körper mit den richtigen Nährstoffen in ausreichender Menge versorgt. Eine besonders große Rolle spielt dabei Folat beziehungsweise Folsäure.
Was ist Folsäure?
Die verschiedenen Formen des wasserlöslichen Vitamins B9 werden unter dem Oberbegriff „Folat“ zusammengefasst. Hierzu zählen natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommende Folate (Nahrungsfolate) sowie synthetisch hergestellte Folsäure. Folat bzw. Folsäure ist ein essentielles Vitamin, das der menschliche Körper nicht selbst herstellen kann und daher mit der Nahrung zugeführt werden muss. Industriell hergestellte, synthetische Folsäure wird häufig für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln oder für die Anreicherung von Lebensmitteln verwendet.
Vitamin B9 ist an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und arbeitet „Hand in Hand“ mit den Vitaminen B6 (Pyridoxin) und B12 (Cobalamin). Folate spielen bei Zellteilungsvorgängen eine bedeutende Rolle, tragen zur normalen Blutbildung und zum Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft bei. Außerdem unterstützt das Vitamin die normale Funktion des Immunsystems sowie des Homocystein-Stoffwechsels und trägt dazu bei, Müdigkeit zu verringern.
Warum ist die Einnahme von Folsäure vor und während der Schwangerschaft wichtig?
Ein ausreichend hoher Folat- bzw. Folsäurespiegel der werdenden Mutter ist unabdingbar für den Schluss des embryonalen Neuralrohrs, aus dem sich später das zentrale Nervensystem, d.h. Gehirn und Rückenmark, des Kindes bildet. Ein niedriger Folat- bzw. Folsäurespiegel stellt bei Schwangeren einen Risikofaktor für die Entstehung von Neuralrohrdefekten beim heranwachsenden Fötus dar, wie beispielsweise einem „offenen Rücken“ (Spina bifida). Da der Schluss des Neuralrohrs bereits gegen Ende der vierten Schwangerschaftswoche stattfindet, wenn die Wenigsten bereits von ihrer Schwangerschaft wissen, sollten sich alle Frauen im gebärfähigen Alter – spätestens ab Kinderwunsch – ausreichend mit Folsäure versorgen.
Schwangere haben einen höheren Bedarf an Folat
Frauen, die schwanger werden möchten oder könnten, Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin B9. Idealerweise sollte eine gesunde und ausgewogene Ernährung den Körper reichlich mit Nährstoffen versorgen und eine geeignete Basis für einen nennenswerten Folat- bzw Folsäurespiegel bilden. Da eine alleinige Deckung des Vitamins B9 über die Nahrung aber oftmals schwierig ist, empfehlen Ärzte und Ärztinnen zusätzlich zur folatreichen Nahrung die Supplementierung mit synthetischer Folsäure. Im Gegensatz zu synthetischer Folsäure ist Nahrungsfolat nämlich sehr licht- und hitzeempfindlich.
Deshalb ist gerade bei der Zubereitung darauf zu achten, die Lebensmittel möglichst schonend zuzubereiten, d.h. nur kurz zu waschen und besser zu dünsten als zu kochen. So bleibt mehr des wichtigen B-Vitamins erhalten. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Speisen mit Jodsalz zu verfeinern, das zusätzlich mit Folsäure angereichert ist. Frauen mit Kinderwunsch wird empfohlen, täglich 400 Mikrogramm synthetische Folsäure zu supplementieren und damit bereits vier Wochen vor der Schwangerschaft zu beginnen. Die zusätzliche Folsäure-Einnahme sollte auch während des ersten Schwangerschaftsdrittels beibehalten werden.
Generell empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) Erwachsenen eine Zufuhr von 300 Mikrogramm Folat täglich (berechnet als Folatäquivalent (FÄ)). Schwangere sollten pro Tag insgesamt 550 Mikrogramm Folat (FÄ) zu sich nehmen, Stillende 450 Mikrogramm Folat (FÄ). Gute Folat-Lieferanten sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Weizenkeime, grüne Gemüsesorten (wie z.B. Brokkoli, Grünkohl, Fenchel und Spinat), Blattsalate, Kartoffeln, Tomaten, Orangen, Nüsse sowie Eier und Leber.
Fazit: Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure vor und während der Schwangerschaft ist wichtig
Folat bzw. Folsäure zählt zur Gruppe der lebenswichtigen B-Vitamine und ist für den menschlichen Körper somit von großer Bedeutung. Das Vitamin ist in vielen Lebensmitteln enthalten, so dass der tägliche Bedarf im Normalfall mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung gedeckt werden kann. Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und stillende Mütter haben einen deutlich höheren Bedarf an Vitamin B9. Da sich dieser nur schwer über die normale Ernährung decken lässt, empfehlen Ärzte und Ärztinnen eine zusätzliche Einnahme von Folsäure-Tabletten. Die Vitamin-Präparate werden präventiv eingesetzt, um insbesondere das Risiko von Fehlbildungen beim heranwachsenden Fötus zu senken.