Das Schambein besteht aus winkelförmigen Knochen, die sich entlang der Schambeinfuge befinden und durch ein Knorpelgewebe miteinander verbunden sind. Zusammen bilden sie den unteren Beckenabschluss. Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Bewegungsapparates, weil sie unmittelbar an die Hüftgelenkpfannen anschließen. Auch die Stützfunktion des Körpers profitiert vom Schambein, weil es auf der Höhe des Beckens den Körper nach vorne abschirmt und somit auch schützt.
Der Bruch des Schambeins ist insofern als problematisch anzusehen, als dass die gesamte Architektur des Beckens bei nicht korrekter Ausheilung instabil werden kann. Weiterhin muss das Schambein auch deshalb als wichtiger Teil der Hüfte bezeichnet werden, weil es die dahinterliegenden inneren Geschlechtsorgane schützt. Interessant ist auch zu wissen, dass das Schambein, lateinischer Name os pubis, bei Mann und Frau nicht identisch im Körper positioniert ist. Bei der Frau liegt es etwas tiefer als beim Mann.
Wodurch kann ein Schambeinbruch entstehen?
Auch wenn das Schambein, genau wie die anderen Knochen des Beckens, sehr stabil ist und von seiner Lage her eigentlich guten Schutz gegen äußere Einflüsse genießt, ist die Fraktur nicht gerade selten in der Chirurgie anzutrerffen. Ein einfacher Sturz auf Glatteis, glitschigem Laub oder einem frisch geputzten Boden kann ausreichen, damit ein Schambeinbruch entsteht. In Verbindung mit Auto- und Motorradunfällen sind ebenfalls Schambeinbrüche keine Seltenheit. Als Sportunfall bezeichnet passiert diese Fraktur häufig beim Reiten und Fahrradfahren, weil die Kraft des Aufpralls unmittelbar auf das Schambein einwirkt. Auch das Skifahren gilt als Risikosportart bezüglich dieser Fraktur.
Die starke Rotationsbewegung begünstigt bei einem Sturz das Risiko. Unter Umständen ist nicht nur die Hüfte, sondern auch das Schambein betroffen. Besteht eine Vorerkrankung wie Osteoporose, kann die geschädigte Knochensubstanz dazu führen, dass ein eigentlich harmloser Sturz zu einem Schambeinbruch führt.
Welche Frakturformen gibt es?
Bei einer Fraktur Typ A haben sich die Knochenbereiche zum Glück nicht verschoben. Von Typ B ist die Rede, wenn sich die Knochenbereiche in der Stellung zueinander verschoben haben. Fraktur Typ C liegt vor, wenn es durch die verschobenen Knochenteile zu einer Instabilität des Beckens gekommen ist.
Die Schambeinastfraktur
Zu unterscheiden ist zwischen dem oberen und unteren Schambeinast. Bei den beiden Schambeinästen handelt es sich um große Knochenfortsätze direkt am Schambein. Ist ein Schambeinast gebrochen, liegt eine inkomplette Schambeinastfraktur bzw. eine Beckenringfraktur vor. Sind beide Äste gebrochen besteht, eine komplette Schambeinastfraktur. Die Behandlung erfolgt meistens konservativ wie bei einem glatten Schambeinbruch mit der erforderlichen Bettruhe sowie ohne Belastung. Zu den Komplikationen gehören Schwellungen, Blutergüsse und eingeklemmte Nerven. Bei Männern können auch die Hoden verletzt werden. Bei Frauen besteht die Gefahr einer Blasenverletzung. Ansonsten sind eventuell auftretende Komplikationen mit einer Schambeinfraktur zu vergleichen.
Fissuren im Schambeinknochen: Was ist zu beachten?
Es ist aber nicht immer der komplette großflächige Bruch mit oder ohne Verschiebung, der Beschwerden bereitet.
Mindestens genauso häufig handelt es sich um Mikrobrüche. Insbesondere bei Sportlern treten diese Verletzungssymptome am Schambein häufig auf. Es handelt sich bei dieser Verletzung um feine Risse in der Struktur des Knochens, die durch eine zu hohe Belastung entstehen können. Weil der Knochen sehr sensibel, sehr empfindlich ist, können auch hier starke Schmerzen auftreten. Während der Heilungsphase von kleinen Rissen im Schambein kann es im Zusammenhang mit der Bildung von neuer Knochenmasse erneut zu Schmerzen kommen.
Auch das Risiko einer Schambeinentzündung ist bei Fissuren im Schambein nicht zu unterschätzen. Die Entzündung verursacht in der Regel weitere Schmerzen und kann langwierig sein.
Stressfrakturen am Schambeinknochen
Sportarten, die mit vielen Richtungswechseln, Schusselementen oder Sprints verbunden sind, führen nicht selten zu derartigen Brüchen. Insbesondere dann, wenn sehr starke Zugkräfte auf die Schambeinfuge einwirken. Auch Schwangere können diese Fraktur erleiden. Allerdings kommt dies äußerst selten vor. In den meisten Fällen steht die Stressfraktur in Verbindung mit einer Schambeinentzündung.
Wie macht sich ein Schambeinbruch bemerkbar?
Der durchdringende Schmerz ist ein erstes und ernst zu nehmendes Warnsignal. Der Schmerz erstreckt sich vom Schambein in weitere Bereiche des Beckens. Abhängig von einer ausgeführten Bewegung oder auch Haltung nimmt der Schmerz zu. Dies kann auch im Sitzen der Fall sein. Bei einem verschobenen Bruch strahlt der Schmerz zusätzlich in das Gesäß und / oder die Beine aus. Eine nicht ausreichende Beckenstabilität kann sich beim Laufen zeigen. Manche Bewegungen wie beispielsweise das Bücken oder eine Drehbewegung aus der Hüfte heraus können sich als unmöglich erweisen. Häufig werden auch Übelkeit und Schwindel sowie starke Schwellungen im Bruchbereich beobachtet.
Hinzu können Beschwerden auftreten, die nicht direkt mit dem Bruch im Zusammenhang stehen. In diesem Zusammenhang sind beispielsweise eine Verletzung der Blase mit vermehrtem Harndrang und eventuell auch Bluteinlagerungen zu nennen. Auch der Darm kann verletzt werden.
Welche Symptome deuten auf einen Bruch hin?
Da ein Schambeinbruch äußerst schmerzhaft ist, deutet das erhöhte Schmerzlevel auf diese Fraktur als Erstes hin. Die hohe Schmerzsymptomatik bezieht sich ganz besonders auf die Frakturen vom Typ B und C.
Wie kann ein Schambeinbruch diagnostiziert werden?
Neben den bildgebenden Verfahren wie Röntgen und CT (Computertomografie) gehört ein ausführliches Anamnesegespräch zur Diagnosestellung. Ein CT ermöglicht die korrekte Lokalisation und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, weitere Beckenverletzungen sowie Weichteilverletzungen zu diagnostizieren bzw. auszuschließen.
Welche Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung?
Ein Bruch vom Typ A ohne knöcherne Verschiebung wird medikamentös mit Schmerzmitteln behandelt. Eine weitere Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich. Allerdings ist strengste Bettruhe angesagt. Belastungen jeglicher Art sind zu vermeiden und eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist unbedingt einzuhalten. Nur so kann vermieden werden, dass sich die Fraktur im Nachhinein doch noch verschiebt. Ist der Bruch in sich verschoben, muss operiert werden. Dies erfolgt heutzutage minimal-invasiv. Vorausgesetzt, es sprechen keine anderen Verletzungen oder sonstigen Ereignisse dagegen. Dabei wird zunächst dass Schambein in die korrekte Position / Stellung gebracht.
Die erforderliche Fixierung erfolgt mit Schrauben oder Platten. Wenn erforderlich, können bei diesem Eingriff eventuell vorliegende innere Verletzungen parallel behandelt werden.
Weil ein dicker Weichteilmantel, der vor allem aus Muskeln aber auch Gefäßen und Nerven besteht, das Becken umgibt, ist bei einer minimalinvasiven OP darauf zu achten, dass diese nicht verletzt werden. Diese Vorsicht gilt auch bezogen auf die nahegelegen Organe wie den Darm und die Urogenitalen. Auch wenn die Liegezeit im Bett postoperativ so kurz wie möglich gehalten wird, um Muskelabbau, Thrombosegefahr und einem Abbau der gesamten Beweglichkeit vorzubeugen lautet die medizinische Vorgabe zur Weiterbehandlung: Erst wenn der Bruch wieder eine bestimmte Belastbarkeit erreicht hat, kann mit einer physiotherapeutischen Behandlung und ersten Gehübungen am Gehwagen und / oder an Krücken begonnen werden.
Mit speziellen Übungen wird die Beweglichkeit genauso wie die direkte Belastung wieder hergestellt. Diese Therapie dauert mehrere Wochen und endet erst, wenn die normalen und natürlichen Bewegungsabläufe wieder möglich sind. Themen für eine zukünftige Prophylaxe können in diesem Zeitraum erörtert werden. Insbesondere bei verschobenen Schambeinbrüchen ist im Laufe der Heilungsphase eine Reha-Maßnahme angesagt, in der die begonnene Therapie fortgesetzt und intensiviert wird. Ob diese stationär oder ambulant in einer Reha-Klinik durchgeführt wird, hängt nicht zuletzt von der Schwere der Verletzung sowie vom Heilungsverlauf ab. Auch der Gesamtzustand des Patienten spielt eine gewichtige Rolle.
Eine Besonderheit ist NOCH die Behandlung mit der Orthese SacroLoc
Diese Orthese wird dem Patienten angelegt, wenn er noch im Bett liegt. Eine massive Schmerzlinderung wird von fast allen Patienten bestätigt. Die Orthese wird auch angelegt, um hypermobile Iliosakralgelenke, die stark schmerzen, ruhig zu stellen. Dies funktioniert, weil mit SacroLoc die Nutationsbewegung des Beckens verringert wird. Zudem erfolgt eine leichte Beckenkompression, wenn die Orthese korrekt unter der Spinae iliacae anterior superior (vorderer oberer Knochenvorsprung der Darmbeinschaufel) sitzt.
Die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Die Schmerzmittelgabe kann reduziert werden, die erste und auch die weitere Mobilität erfolgen in kürzerer Zeit und die Lebensqualität stellt sich ebenfalls schneller wieder ein. Die Orthese wird ca. 12 Wochen lang durchgehend vom Aufstehen bis zum Schlafen getragen.
Wie lange dauert die Heilungsphase?
Der Heilungsverlauf von einem glatten Bruch ohne knöcherne Verschiebungen dauert im Durchschnitt mindestens 6-8 Wochen. Frühestens dann sind eine „normale“ Belastung und Bewegung wieder möglich. Zeigen sich Knochenverschiebungen und / oder Verletzungen der inneren Organe verlängert sich die Regenerationsphase in der Regel um mehrere Wochen. Komplikationen, die zu einer dauerhaften Beeinträchtigung oder Belastung führen, können zudem nicht ausgeschlossen werden. In diesem Zusammenhang ist von einer Beckenfehlstellung mit Bewegungseinschränkungen die Rede.
Welche Folgen kann ein Schambeinbruch verursachen?
Es besteht die Gefahr, dass ein Schambeinbruch zu einer Verletzung der Harnblase führt oder andere innere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch Beckenfehlstellungen im Bereich des betroffenen Beckens sind zu befürchten, wenn der Bruch nicht richtig verheilt. Die Frage, ob die werdende Mutter während des Geburtsvorgangs einen Schambeinbruch erleiden kann, ist nahezu gänzlich zu verneinen. Eher besteht die Gefahr einer Symphysenlockerung oder eventuell einer Symphysenruptur.
Wie kann eine Prophylaxe (Vorbeugung) erfolgen?
Auch auf die Gefahr hin, dass es „abgedroschen“ klingt. Umsichtiges Handeln im Straßenverkehr und bei der Ausübung von Risikosportarten kann die Gefahr, einen Schambeinbruch zu erleiden, merklich senken. Wer an Osteoporose erkrankt ist, unterliegt einem erhöhten Verletzungsrisiko. Im Haushalt sollten deshalb Barrieren, die eine Stolperfalle darstellen können, entfernt werden. Regelmäßige Gymnastik und das Einüben von umsichtigen Bewegungsabläufen kann zu mehr Stabilität und Sicherheit im Alltag führen.
Schambeinbruch: Das Fazit
Wer eine Schambeinfraktur erlitten hat, sollte auf jeden Fall direkt mit einem erfahrenen Chirurgen Kontakt aufnehmen. Eine bildgebende Untersuchung verleiht Aufschluss über den Schweregrad und die damit verbundenen und erforderlichen Behandlungsmaßnahmen, die konservativ oder operativ erfolgen können. In jedem Fall ist für einen erfolgreichen Heilungsverlauf in den ersten Tagen absolute Bettruhe erforderlich. Die anschließende Physiotherapie stellt ein unabdingbares Muss dar und sollte von erfahrenen Therapeuten ambulant oder stationär durchgeführt werden.
Insgesamt müssen für einen vollständigen Therapiezeitraum mit zufriedenstellender Ausheilung des Schambeinbruchs sechs bis acht Wochen veranschlagt werden. Danach kann in der Regel wieder eine gewohnte Belastung erfolgen, ohne dass es zu Komplikationen kommt.