Bei einer sogenannten Histaminallergie kann der menschliche Körper wegen einer Nahrungsmittelintoleranz die sogenannten biogenen Amine nicht alleine abbauen. Rund drei Prozent der Menschen sind in Mitteleuropa von der Allergie betroffen. Frauen erkranken häufiger als Männer. Bislang ist die Histaminintoleranz wenig erforscht, weshalb Betroffene sehr oft nichts von ihrer Allergie ahnen. Kopfschmerzen, Hautausschlag oder andere Reaktionen des Körpers nach einem Stück Käse oder einem Glas wein können jedoch auf die Allergie hinweisen. Doch was genau gibt es über das Thema alles zu erfahren und was können Betroffene tun, wenn sie glauben, an einer Histaminallergie zu leiden?
Histaminallergie: Die Unterschiede zur Intoleranz
Eigentlich ist der Begriff einer Histaminallergie falsch, denn er ist irreführend. In Wahrheit handelt es sich bei dem Problem um eine Intoleranz. Die Abwehrreaktionen unseres Körpers werden bei der Intoleranz zwar durch bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe ausgelöst , dennoch handelt es sich nicht um eine Allergie im klassischen Sinne. Ein Enzymmangel ist für die Unverträglichkeit gegenüber Histamin verantwortlich und nicht eine Überreaktion des Immunsystems auf gewisse Allergene, wie es bei einer klassischen Allergie der Fall ist. Richtig ist also, wenn wir von einer Intoleranz gegenüber Histamin sprechen.
Worin steckt Histamin überhaupt?
Dies ist wohl die erste Frage, die man sich nun stellen mag. Histamin bildet sich prinzipiell in fermentierten Nahrungsmitteln. So befindet es sich beispielsweise in Schinken, Salami, Meeresfrüchten, geräuchertem Fleisch und gereiften Käsesorten, Spinat, Bier, Rotwein, Essig, Pilzen und Sauerkraut sowie in Tomaten. Histamin ist somit in pflanzlichen sowie in tierischen Lebensmitteln vorhanden. Im Bereich der pflanzlichen Nahrungsmitteln ist die Palette an Produkten in denen wir Histamin finden besonders groß. So finden wir es beispielsweise auch in Erdbeeren, Avocados, Erbsen und Walnüssen. Je höher der Reifegrad, desto mehr Histamin befindet sich auch in den Lebensmitteln.
Auch bei Käse ist das nicht anders. Je länger ein Käse durch die Fermentierung reift, desto mehr Histamin befindet sich am Ende auch in ihm. Käsesorten, die besonders lange gereift sind, sind daher besonders kritisch wie beispielsweise der beliebte Emmentaler oder der italienische Parmesan. Menschen, die an der Allergie leiden, sollten auch Kakao und Schokolade meiden. Auch Alkohol senkt die Toleranzgrenze von Histamin weshalb er in Kombination mit histaminhaltigen Nahrungsmitteln die Allergie schnell auslösen kann.
Die Symptome der Histaminallergie
Bei einer Histaminallergie können die Symptome sehr vielfältig sein. Oft lassen sie sich nur sehr schwer von anderen Krankheitssymptomen abgrenzen. Auftreten können sie außerdem Minuten bis Stunden nach dem Verzehr von Lebensmitteln, die Histamin beinhalten. Aus diesem Grund ist die Diagnose nicht immer ganz einfach. In der Regel betreffen die Symptome unsere Haut, das Herz-Kreislauf-System sowie den Verdauungstrakt und können unterschiedliche Beschwerden hervorrufen. So kann es beispielsweise zu Herzrasen, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Kreislaufproblemen nach der Aufnahme von histaminhaltigen Nahrungsmitteln kommen. Auch Juckreiz, Hautausschlag oder Schwellungen können entstehen.
Darüber hinaus kann es zu Blähungen, Bauschmerzen, Durchfall oder Übelkeit kommen. Viele Menschen, die unter einer Histaminallergie leiden, berichten auch, dass sie Schweißausbrüche, Nesselsucht, ein Kribbeln in den Fingern sowie Beinen und Muskelschmerzen bekommen. Auch Atemnot, Augenjucken oder Niesanfälle können entstehen. Einige Menschen klagen auch an Schlafstörungen, Tinnitus, Zahn- und Kieferschmerzen nach der Aufnahme von Histamin.
Die Ursachen im Überblick
Nur selten ist die Intoleranz gegen Histamin, genetisch begingt. Sollte dies der Fall sein, kann der Körper das Enzym Diaminoxidaso wegen einer genetischen Veranlagung nur eingeschränkt produzieren. Das Enzym ist für den Abbau des Histamins verantwortlich. Wenn es fehlt, kann der Körper das Histamin, das durch die Nahrung aufgenommen wurde, nicht reduzieren und reagiert dann mit zahlreichen Beschwerden. Häufig sind es Darmprobleme, die die Allergie auslösen können. Die Produktion des Enzyms Diaminoxidaso wird in diesem Fall durch eine Störung der Darmschleimhaut erschwert. Die Histamine können dann aus diese Grund nicht mehr richtig abgebaut werden.
Gründe für die Störung kann beispielsweise ein zu hoher Konsum an Kohlenhydraten wie Zucker und Weißmehl sein. Auch durch zu viele tierische Proteine kann das Problem entstehen. Darüber hinaus können Antibiotika für das Problem verantwortlich sein, denn diese können die Darmgesundheit auf Dauer schädigen. Auch ein Vitalstoffmangel kann die Ursache der Allergie sein. So kann es bei einem Fehlen von bestimmter Vitalstoff zu einer Histaminintoleranz kommen, denn die Versorgung von wichtigen Mikronährstoffen, welche an dem Prozess des Abbaus von Histamin beteiligt sind, ist in diesem Fall ebenfalls gestört. Wenn bereits eine Intoleranz gegen Histamin besteht, kann ein Vitalstoffmangel das Problem übrigens auch noch verstärken.
Das Enzym Diaminoxidaso braucht vor allem Zink, Magnesium und Kupfer in ausreichender Menge, um zu funktionieren. Sollte es einen Verdacht auf eine Histaminallergie geben, sollten die Mineralstoffzufuhr überprüft werden. Auch bei einem Mangel von Vitamin B6 kann es zu der Allergie kommen. Paprika, Lauch und Trockenfrüchte sind sehr gute Lieferanten für das Vitamin. Natürlich gibt es auch Nahrungsergänzungsmittel von Vitamin B6, die bei dem Problem helfen können.
Die Diagnose
Damit eine Diagnose gestellt werden kann, wird zuerst eine sogenannte Anamnese erhoben. Viele Verdachtsfälle bestätigen sich nicht, denn die Symptome sind sehr vielseitig und können auch zu vielen anderen Krankheiten passen. Man stellt die Diagnose in der Regel durch eine Provokation. Dies bedeutet, dass die Blutwerte der Patienten vor und nach einer bestimmten Diät ausgewertet und miteinander verglichen werden. Histamin wird dabei entnommen und nicht mehr zugeführt. Wenn eine Histaminallergie der Grund für Beschwerden ist, werden diese sich verringern.
Wenn es keine Intoleranz gegen Histamin gibt, werden sie jedoch gleich bleiben und auch die Blutwerte werden unverändert sein. Ausgeschlossen werden müssen zur gleichen Zeit auch eine andere Nahrungsmittelallergie oder eine Allergie gegen Pollen und Laktose.
Histaminallergie: Wie sieht die Therapie aus?
Bei einer Histaminallergie besteht die Behandlung darin, die Zufuhr an Histamin durch die aufgenommene Nahrung zu verringern. Dies geschieht in der Regel durch eine histaminarme Diät. Nahrungsmittel und sogar Medikamente, die selbst zwar kein Histamin beinhalten, im Körper gespeichertes Histamin jedoch freisetzen können, werden dabei ebenso gemieden. Bekannt ist die sogenannte Kartoffel-Reis-Diät. Bei dieser nehmen Patienten, wie der Name sagt, nur Kartoffeln, Reis, Wasser sowie Zucker und Salz zu sich. Sollten sich histaminhaltige Lebensmittel einfach nicht vermeiden lassen, gibt es auch Antihistaminika und Cromoglicinsäure, die eingenommen werden können. Diaminoxidase in Form von Kapseln können ebenfalls eingenommen werden, was die Symptome der Allergie deutlich reduzieren kann.
Tipps für eine histaminarme Ernährung
Die meisten Fleisch- und Fischsorten sind histaminarm. Eine Ausnahme bilden jedoch geräucherte und konservierte Produkte. Frische Fleischsorten (ausgenommen Rindfleisch sowie Hähnchenbrust) und fangfrischer Fisch werden im Allgemeinen jedoch gut vertragen. Lachs sollte jedoch weggelassen werden. Ananas, Erdbeeren, Spinat, Tomaten und Hülsenfrüchte sollten gemieden werden. Äpfel, Beerenfrüchte, Kirschen, Mangos, Melonen und Aprikosen sowie Gurken, Kohl, Kürbis, Spargel, Salat, Rhabarber und Kartoffeln können jedoch ohne Bedenken zu sich genommen werden.
Reis, Dinkel, Haferflocken sowie Hirse können ebenfalls gegessen werden. Man bekommt also auch mit einer histaminarmen Ernährung mit Sicherheit keine Mangelerscheinungen, wenn auf eine ausgewogene Kost geachtet wird. Abwechslung spielt also auch bei dieser Ernährung eine wichtige Rolle, so wie in jedem anderen Fall auch. Milchersatzprodukte sind übrigens Kokos-, Reis- und Hafermilch, die ebenfalls sehr gut schmecken und mit denen auch gut gekocht werden kann.
Fazit
Nicht immer ist es so einfach, eine Histaminintoleranz zu erkennen. Die Beschwerden sind sehr vielseitig und deuten oft auch auf andere Krankheiten hin. Wem nach histaminhaltigen Lebensmitteln schnell übel wird, einen Hautausschlag, Herzrasen oder Magen- und Darmprobleme bekommt, der sollte in jedem Fall das Gespräch mit einem Arzt suchen. Unter Umständen könnte tatsächlich eine Intoleranz gegen Histamin vorliegen, die zahlreiche Ursachen haben kann.