Ohrenschmerzen konnten viele schon mal in ihrem Leben erfahren, ein pochender Schmerz hinter dem Ohr ist allerdings nicht sehr geläufig. Meist steckt dahinter eine vollkommen andere Ursache als bei klassischen Ohrenschmerzen. Dementsprechend muss es anders behandelt werden. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den am häufigsten vorkommenden Ursachen, den begleitenden Symptomen und den Therapiemöglichkeiten.
Schmerzen hinter den Ohren: Die häufigsten Ursachen
Es gibt mehrere unterschiedliche Ursachen für Schmerzempfinden hinter dem Ohr. Selbst bei der Art der Schmerzen besteht oft ein Unterschied. Bei einigen Menschen ist es ein unspezifischer dumpfer Schmerz, bei anderen treten zusätzlich auch weitere Beschwerden auf.
- Schwellung der Lymphknoten
Die Lymphknoten befinden sich im hinteren Ohrbereich – daher wird ihre Lage als retroaurikulär bezeichnet. Sie erfüllen – genau wie alle anderen Lymphknoten in unserem Körper – die notwendigen Aufgaben der Immunabwehr. Bei Reaktionen des Immunsystems, die zum Beispiel bei Infektionskrankheiten und Entzündungen auftreten, schwellen die Lymphknoten häufig an. Ein gutes Beispiel dafür sind Zahnentzündungen, Mandelentzündungen oder Atemwegsinfekte, die oftmals zu schmerzhaften Lymphknotenschwellungen an Kopf und Hals führen.
Die Lymphknoten hinter den Ohren sind in diesen Fall druckschmerzhaft und können gegen den Untergrund verschoben werden. Eine derartige retroaurikuläre Schwellung innerhalb von zwei Wochen meist von selbst. Alle Schwellungen, die mehr als 20 Tage land anhalten, sollten jedoch von einem Facharzt abgeklärt werden, damit bösartige Ursachen ausgeschlossen werden können.
- Mastoiditis (Warzenfortsatzentzündung)
Die Mastoiditis ist eine eitrige Knochenentzündung im hinter Ohrbereich befindet. Dieser Knochen hat eine spitzzulaufende, längliche Form, die von der Optik her an eine Warze erinnert – daher auch der Begriff Warzenfortsatz. Das Innere des kleinen Knochens ist nicht vollkommen mit Knochenmasse, sondern teilweise mit ausgekleideten Hohlräumen und Schleimhautzellen ausgefüllt. Kommt es zu einer Mastoiditis, dann herrscht in dieser Partie eine Entzündung. Unter Menschen ist die Mastoiditis eher als Mittelohrentzündung bekannt und tritt in der Regel immer all eine Folgeerkrankung auf. Sie kommt heutzutage als häufigste Komplikation einer Ohrentzündung vor. Von dieser sind insbesondere Jugendliche und Kinder betroffen, erwachsene Personen erkranken hingegen seltener.
Mögliche Komplikationen der Mittelohrentzündung
Falls eine Mittelohrentzündung unbehandelt bleibt, können sich dadurch folgenschwere Komplikationen ergeben. Hat die Eiteransammlung keine Möglichkeit, nach außen hin abzufließen, sucht sie sich Ausweichwege um den Warzenfortsatz. Somit entsteht in der Knochenhaut unterhalb des Mastoids eine abgekapselte Eiteransammlung. Darüber hinaus kann Eiter zwischen die äußerste Hirnhaut und die Knochen eindringen (medizinischer Begriff: Epiduralabszess). Des Weiteren kann der Eiter in die seitliche Nacken- und Halsmuskulatur eindringen (medizinisch: Bezold-Abszess).
Extrem gefährlich ist ein Hirnabszess (Eiteransammlung im Gehirn), da dieser meist in Bewegung steht und auf diese Weise diverse Strukturen im Gehirn einquetschen oder abklemmen kann.
Vom Warzenfortsatz können sich die Bakterien auch weiter im Körper ausbreiten. Es ist besonders gefährlich, wenn sie auf die Hirnhaut oder auf das Innenohr übergreifen (Meningitis und Labyrinthitis). Sollten die Mikroorganismen in die Blutbahn gelangen, so kommt es zur Sepsis (Blutvergiftung). Zusätzlich verläuft der für die Gesichtsmuskulatur verantwortliche Fazialisnerv glrich bei der Mastoids – sollte dieser geschädigt werden, kann es zu einer Gesichtslähmung und zu einer bleibenden Taubheit kommen. Eine Mastoiditis kann im Extremfall auf diese Weise einen lebensbedrohlichen Verlauf annehmen.
Der Mittelohrentzündung gezielt vorzubeugen, ist leider nicht möglich. Es ist jedoch möglich, das Erkrankungsrisiko zu reduzieren, indem man versucht, Entzündungen und Infektionen generell vorzubeugen. Dazu stärkt man die eigenen Abwehrkräfte sowie die Abwehrkräfte der Kinder, indem man auf eine ausgewogene Ernährung achtet und sich ausreichend an der frischen Luft bewegt.
Die richtige Behandlung ist essenziell
Es ist extrem wichtig, eine auftretende Mastoiditis umgehend behandeln zu lassen und den Vorgaben des Facharztes unbedingt Folge zu leisten. Falls man das Antibiotikum zu kurz oder nicht regelmäßig einnimmt, kann es dazu komme, dass einige Bakterien im Mittelohr bestehen bleiben und sich nach dem Absetzen des Arzneimittels erneut vermehren. Sind die Beschwerden bei einer Mittelohrentzündung nach 15 Tagen noch nicht abgeklungen, treten nach gewisser Zeit erneut auf oder nehmen trotz Behandlung zu, sollte man erneut einen Arzt aufsuchen und die Gefahr für eine Mastoiditis somit reduzieren.
- Nervenschmerzen
Hinter dem Ohr verlaufen viele große und kleine Nervenäste. Bei einer Neuralgie, die zum Beispiel nach einer Zoster-Infektion auftreten kann, können Nervenschmerzen auch hinter den Ohren auftreten. Neuralgien entstehen beispielsweise durch Dehnung und Druck von Nerven oder nach Infektionen, aber auch als Folge von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Weiterem. Die Schmerzen treten im Versorgungsgebiet von peripheren Nerven auf. Die Therapie ist auch hier ursächlich: Zur Beschwerdenlinderung dienen Entzündungshemmer und Schmerzmittel.
- Muskuläre Verspannungen
Eine häufig vorkommende Ursache für Schmerzempfinden hinter dem Ohr sind muskuläre Verspannungen im Bereich Hals- und Nackenmuskulatur. Derartige Muskelverspannungen lassen sich zum Teil als Verhärtungen ertasten. Das Drehen oder Neigen des Kopfes oder eine Verspannung der Kiefermuskulatur können ebenfalls Schmerzen verursachen. Die Nähe der Ohren mit dem Kiefer begründet, aus welchem Grund die Schmerzen in dieser Partie auch zu spüren sind. Es kann hilfreich sein, Dehnübungen auszuführen und die Muskulatur zu massieren.
Bei extrem starken Schmerzen ist jedoch oftmals eine Physiotherapie von Nöten. Schmerzlindernde Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen können die Beschwerden ebenfalls effektiv lindern. Für sehr hartnäckige Verspannungen gibt es zudem Wirkstoffe, die die Muskulatur entspannen. Derartige Arzneimitteln sind unter dem Begriff Muskelrelaxantien bekannt. Wichtig ist es trotzdem, die Muskulatur durch entsprechende Übungen zu stärken, sodass die Beschwerden nicht erneut auftreten.
- Zahn- und Kieferschmerzen
Zahnentzündungen, insbesondere Entzündungen der Weisheitszähne, breiten sich häufig auch bis hinter die Ohren aus. In diesem Fall sollte man unbedingt einen Zahnarzt konsultieren. Selbst der Backenzahn kann von einer Entzündung betroffen sein und hinter dem Ohr Schmerzen hervorrufen.
Schmerzen hinter dem Ohr: Die Behandlung
Genau wie jede andere bakterielle Infektion wird auch die Mastoiditis mit antibiotischen Aryneimitteln behandelt. Je nachdem, welche Mikroorganismen für die Beschwerden verantwortlich sind, helfen entsprechende Antibiotika besonders gut. Falls die genauen Krankheitserreger noch nicht bestimmt sind, verschreibt der Arzt meist ein Breitbandantibiotikum aus der Klasse der Penicilline. Die Wirkstoffe wirken effektiv gegen viele verschiedene Bakterien allerdings besonders gut gegen Streptokokken und Staphylokokken, die als häufigste Erreger einer schmerzhaften Mittelohrentzündung vorkommen.
Bei kleinen Kindern und Babys werden Antibiotika oftmals per Infusion verabreicht, da es auf diese Weise am einfachsten ist. Somit wird sichergestellt, dass die Arzneimittel auch tatsächlich im Blutkreislauf enden und nicht ausgespuckt werden. Bei Erwachsenen und Jugendlichen erfolgt die Medikamentengabe in Form von Tabletten. Zur Linderung des Schmerzempfindens hinter den Ohren können zusätzlich Schmerzmittel verschrieben werden.
Wann ist ein operativer Eingriff notwendig?
Falls eine Mittelohrentzündung sehr ausgeprägt ist oder nach einiger Zeit der Therapie keine Besserung eintritt, so ist ein operativer Eingriff erforderlich. Dabei werden die entzündeten Partien des Warzenfortsatzes entfernt. Zum operativen Eingriff stehen zwei Varianten zur Auswahl, und zwar die radikale und die einfache Mastoidektomie. Bei der einfachen Variante werden ausschließlich die von der Infektion betroffenen Warzenfortsatzzellen entfernt. Die radikale Mastoidektomie erfordert hingegen auch das Rausnehmen von weiteren Strukturen. Dazu gehören die obere Partie der Paukenhöhle im Mittelohr sowie der Hinterbereich des äußeren Gehörganges.
Dieser massive Eingriff schafft eine große Höhle zwischen äußeren Gehörgang und dem dem Warzenfortsatz. Diese Höhle erleichtert die Überwachung und Pflege der Warzen- und Ohrfortsatzräume leichter.
Die radikale Mastoidektomie ist bei einer Mittelohrentzündung mit starker Eiteransammlung und -bildung indiziert. Damit der Eiter aus den Ohren auslaufen kann, wird bei der Operation eine Drainage (ein dünner Schlauch) gelegt, über die die Flüssigkeit abgeleitet wird. Der operative Eingriff erfolgt immer stationär. Der Arzt legt hinter dem Ohr einen kleinen Schnitt an, durch den die Operation ausgeführt wird und schnell wieder abheilt. Nach dem Eingriff muss der Betroffene noch sieben bis zehn Tage im Krankenhaus bleiben. Danach ist er in der Regel jedoch beschwerdefrei. Zur Operation begleitend erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, damit noch eventuell vorhandene Mikroorganismen im Körper abgetötet werden können.
Schmerzen hinter den Ohren lindern: Unser Fazit
Schmerzempfinden hinter den Ohren können eine Vielzahl an verschiedenen Ursachen haben. Sie können muskulären oder nervlichen Ursprungs sein, aber auch im Rahmen einer herkömmlichen Erkältung auftreten. Häufig sind es Lymphknotenschwellungen oder Entzündungen des Mittelohrs, die die Schmerzen verursachen. Auch Erkrankungen der Zähne, des Kiefers oder der Schilddrüse können die Beschwerden verursachen. Schmerzen hinter den Ohren werden dementsprechend als Ausdruck diverser Krankheitsbilder betrachtet. Sie sind jedoch meist harmloser und vorübergehender Natur.