Harndrang ist normalerweise nichts Schlimmes. Es handelt sich dabei um ein Zeichen des Körpers, dass die Blase gefüllt ist. Tritt der Drang jedoch verstärkt auf, stecken möglicherweise körperliche Ursachen dahinter. Lesen Sie hier alles über denkbare Auslöser von ständigem Wasserlassen und welche Behandlungen dagegen helfen können.
Was ist ständiger Harndrang?
Die Blase von gesunden erwachsenen Frauen fasst etwa 400 Milliliter Flüssigkeit, bei Männern hingegen circa 500 Milliliter.¹ Im Regelfall bildet der Körper etwa eineinhalb Liter Urin am Tag, dabei ist eine Blasenentleerung alle vier bis sechs Stunden normal.² Von ständigem Harndrang ist bei einer Überschreitung dieser Mengen die Rede, die möglichen Ursachen sind vielfältig. Mediziner unterscheiden zwischen Polyurie (mehr als drei Liter Urin täglich) und Pollakisurie (häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen).³
Ursachen für häufiges Wasserlassen
Das passiert beim Urologen: Zur Untersuchung gehören in der Regel ein Arztgespräch, Blut- und Urinuntersuchungen, ein Ultraschall und bei Bedarf auch Röntgenaufnahmen. Mithilfe dieser Methoden kann der Mediziner mögliche Ursachen Ihrer Beschwerden bei ständigem Wasserlassen herausfinden. Häufig steckt hinter dem häufigen Harndrang eine körperliche Erkrankung, die weitere Symptome mit sich bringt. Zu den gängigsten Ursachen zählen:
Reizblase
Ab einem bestimmten Füllstand erhält das Gehirn ein Signal, dass die Blase geleert werden soll. Normalerweise sorgen dafür bestimmte Nerven an der Blasenwand. Bei einer Reizblase kommt dieser Alarm häufig zu früh und Betroffene müssen zehnmal oder öfter pro Tag aufs Klo.⁴ Rund 16 Prozent aller Deutschen leiden darunter.⁵ Häufig handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose, da der Arzt keine krankhafte körperliche Ursachen feststellen kann – Ärzte sprechen erst von einer Reizblase, wenn sie andere Gründe für ständigen Harndrang ausgeschlossen haben.
Blasenentzündung
Eine Blasenentzündung ist ebenfalls eine mögliche Ursache für ständiges Wasserlassen. Mediziner sprechen von einem Harnwegsinfekt oder einer Zystitis, die sich außerdem in brennenden Schmerzen beim Urinieren und Schmerzen im Beckenbereich äußert. Etwa zehn Prozent aller Frauen sind mindestens einmal im Jahr davon betroffen.⁶ Bei Männern steigt das Risiko vor allem nach dem 50. Lebensjahr.⁷
Nierenbeckenentzündung
Bei einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) handelt es sich um eine Infektion des Nierengewebes und des Nierenbeckens. Häufig entsteht sie durch einen aufsteigenden Harnwegsinfekt, also eine Blasenentzündung, die sich auf die Nieren geschlagen hat. Betroffene leiden neben ständigem Harndrang auch an Fieber, Abgeschlagenheit, Flanken- und Rückenschmerzen sowie Brennen bei Wasserlassen.
Prostataentzündung
Bei Männern kann auch eine Prostatitis die Ursache für häufiges Wasserlassen sein, also eine Entzündung der Prostata. Weitere Beschwerden sind Schmerzen im unteren Beckenbereich und beim Urinieren, Fieber sowie ein Druckgefühl im Unterbauch. Die Prostata (oder Vorsteherdrüse) ist im gesunden Zustand etwa kastaniengroß und wiegt circa 30 Gramm.⁸ Etwa 15 Prozent aller Männer leiden im Laufe des Lebens mindestens einmal darunter, am häufigsten zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr.⁹
Prostatavergrößerung
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die dabei auf über 100 bis 150 Gramm anwächst.¹⁰ Betroffen sind vor allem Männer über 40 Jahren: zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr etwa 20 Prozent, ab dem 70. Lebensjahr sogar bis zu 70 Prozent.¹¹ Klassische Symptome sind neben ständigem Harndrang ein schwacher Harnstrahl und das Gefühl, dass immer ein Rest Urin in der Blase verbleibt.
Alter
Hohes Alter ist eine weitere Ursache für ständigen Harndrang. Mit zunehmendem Alterungsprozess werden die Beckenboden- und Schließmuskeln schwächer. Außerdem nimmt das Fassungsvermögen der Harnblase ab. Aber auch in jungen Jahren ist ein stärkerer Harndrang nichts Ungewöhnliches: Neugeborene müssen bis zu 20 Mal am Tag Wasser lassen, Kinder zwischen zwei und drei Jahren bis zu 10 Mal und bei Kindern zwischen vier und zwölf Jahren sind noch sieben Mal normal.¹²
Weitere Ursachen für häufigen Harndrang
Denkbare Ursachen für häufigen Harndrang sind außerdem:
- Diabetes mellitus
- Harnsteine
- Harn- oder Dranginkontinenz
- harntreibende Medikamente (Diuretika)
- Blasenkrebs
Bei Frauen kommt außerdem eine Gebärmuttersenkung oder eine Schwangerschaft als Auslöser in Betracht.
Behandlung von ständigem Harndrang
Personen, die unter ständigem Wasserlassen leiden, erhalten eine Therapie je nach Ursache. Bei einer Blasenentzündung helfen zum Beispiel Antibiotika. Weitere Möglichkeiten sind, etwaige Harnsteine zu entfernen oder die Nierenfunktion zu unterstützen. In Fällen einer Prostatitis kommen auch Medikamente zum Einsatz.
¹ Berufsverband der Frauenärzte e.V.: Häufiger Harndrang nicht zwingend problematisch. URL: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/aktuelles/meldung/haeufiger-harndrang-nicht-zwingend-problematisch/ (09.03.2021).
² KontinenzZentrum Hirslanden: Häufiges Wasserlassen. URL: https://www.kontinenzzentrum.ch/de/erkrankungen/blasenfunktionsstoerung/haeufiges-wasserlassen.html (09.03.2021).
³ Springer Medizin Verlag GmbH: Hinter Polyurie steckt oft die Psyche. URL: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Hinter-Polyurie-steckt-oft-die-Psyche-294585.html (09.03.2021).
⁴ Techniker Krankenkasse: Was versteht man unter einer Reizblase (überaktive Blase)? URL: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/gynaekologische-und-urologische-erkrankungen/was-versteht-man-unter-einer-reizblase-ueberaktive-blase-2017304 (09.03.2021).
⁵ ebd.
⁶ Bundesministerium für Gesundheit: Blasenentzündung (Harnwegsinfektion). URL: https://gesund.bund.de/blasenentzuendung-harnwegsinfektion (09.03.2021).
⁷ Universitätsklinikum des Saarlandes: Blasenentzündung. URL: https://www.uniklinikum-saarland.de/fileadmin/UKS/Aktuelles/Zeitschrift_UKS_Report/Medizinlexikon/Meizinlexikon_ab_2005/Blasenentzuendung.pdf (09.03.2021).
⁸ Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Wie funktioniert die Prostata? URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-die-prostata.html (09.03.2021).
⁹ Prostata Hilfe e.V.: Prostataentzündung (Prostatitis) – Symptome und Behandlungen. URL: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/prostataentzuendung-prostatitis (15.03.2021).
¹⁰ Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.: Gutartige Prostatavergrößerung: Was tun, wenn die Prostata wächst? URL: https://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Patienteninformation_Prostata.pdf (09.03.2021).
¹¹ Prostata Hilfe e.V.: Gutartige Prostatavergrößerung – das sollte Mann wissen! URL: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/wissen/gutartige-prostatavergroesserung-bph (09.03.2021).
¹² Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.: Kinder sollten regelmäßig auf die Toilette gehen. URL: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/kinder-sollten-regelmaessig-auf-die-toilette-gehen (09.03.2021).